Brasilien
1985
Sieben Wochen, den Amazonas flusssaufwärts.
Im Sommer 1985 starteten mein Freund Rudi und ich eine Backpacking-Tour durch Brasilien. Ankunftsort war Recife, von hier ging es per Überlandbus 45 Stunden nach Belém. Belém war der Ausgangsort für unsere Fährpassage nach Manaus. Leider wurde aus der Fahrt nichts, die Hafenarbeiter streikten auf unbestimmte Zeit. Die einzigen Boote die den Amazonas flussaufwärts fuhren, waren Frachtboote die auch Passagiere mitnahmen, aber keine Touristen oder Backpacker. Wir bekamen eine Passage bis Manaus. Wir hatten bis zur Abfahrt noch drei Tage Zeit. Durch einen glücklichen Zufall trafen wir eine Amerikanerin auf dem Markt, deren Vater gerade ein Backpacker-Dorf auf der Insel Algodoal baute. Algodoal liegt in der Amazonasmündung. Auf nach Algodoal! Drei Tage später schifften wir uns auf dem Frachter ein. Wir lebten eine Woche mit Bauern und Indios zwischen Hängematten entspannt auf dem Boot.
Die Versorgung war anfangs etwas schwierig, da wir nicht genug Verpflegung eingekauft hatten. Aber mit Geld lässt sich ein solches Problem schnell lösen. Ab sofort hatten wir Vollpension an Bord. Am zweiten Tag war auch die Distanz zu den beiden Weißen überwunden, denn die Neugier war größer als die Ablehnung. Es entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis und wir hatten eine Menge Spaß. Wir entschieden uns in Santarém von Bord zu gehen und für den Rest eine Flug nach Manaus zu nehmen. Unglücklicherweise ging die nächsten drei Tage kein Flug nach Manaus. Was nun? Ich hatte von einem Mädel auf dem Boot ihre Adresse in Santarém bekommen. Die steuerten wir jetzt an. Ihr Haus lag in den Favelas von Santarém, uns war nicht ganz wohl. Angekommen in den Favelas fragten wir in einer Bodega nach der Adresse. Der ganze Laden begann zu lachen, was uns sehr irritierte. Kurze Zeit später wussten wir warum. Wir waren in einem Bordell gelandet. Es waren drei wundervolle Tage, wir wurden herzlich aufgenommen und köstlich bewirtet ohne einen Anflug von sexueller Belästigung. Am Montag ging es dann per Flieger nach Manaus. In Manaus mieteten wir ein Boot mit Guide und fuhren für vier Tage den Amazonas flussaufwärts zu einem Indiodorf. Von Manaus ging es per Flugzeug nach Campo Grande, hier hatten wir eine Einladung auf eine Rinderfarm. Das nächste Ziel waren die Iguazú-Wasserfälle und dann weiter nach Curitiba, wo wir mit dem »Serra Verde Express« nach Paranaguá fuhren. In São Paulo besuchten wir die Tante meines Freundes Rudi, bevor es über Rio de Janeiro zurück nach Recife ging.