SA_Log 20…

Ich habe heute ziemlich schlecht geschlafen und das nicht nur wegen Schräglage. Ich hab mir dauernd Vorwürfe gemacht. Schließlich war ich ja diejenige, die fast bis an das Meer wollte. Hätte, hätte –Fahrradkette. Das nutzt jetzt auch nix mehr. Detlef war ebenfalls früh wach. Wir frühstückten eine Kleinigkeit. Ich hatte nicht so richtig Hunger. Könnt Ihr euch ja sicherlich denken. Meine Gedanken kreisten nur darum, ob, wie und wann wir hier wieder heraus kommen.

Detlef hatte bei Tagesanbruch die Situation erneut eruiert. Er begann die Räder vorne weiter frei zu schaufeln. An den Hinterrädern hatte sich über Nacht Wasser gesammelt. Er schaufelte eine Drainage damit das Wasser ablaufen konnte. Das war eine gute Idee, denn das Wasser lief über den kleinen Kanal ab und die Räder lagen freier. Neue Überlegung: Wir brauchen mehr zum Unterlegen. Die Räder benötigen mehr Gripp und bekommen damit mehr Traktion. In dem verlassenen Beach Camp sind wir fündig geworden. Wir organisierten Betonsteine und Schutt. Ein alter Eimer zum Transport war schnell gefunden. Wir platzierten also die Steine und den Schutt unter die Reifen. So, mehr Vorarbeit konnten wir nicht mehr machen.

Josef hatte zugesagt um 8 Uhr morgen früh wieder da zu sein. Er wollte mit seinen Freund Daniel kommen. Er hat einen starken 4×4 Traktor und bestenfalls noch einen Bagger. Josef war schon um 6 Uhr morgens für uns unterwegs um noch andere Farmer zu fragen. Die hatten aber alle keine Zeit oder wollten nicht helfen kommen. Um 9 Uhr waren dann alle da. Auch Daniel mir seinem Traktor. Er inspizierte die Lage und verschaffte sich zuerst mal einen Überblick. Ok, wir versuchen es zuerst sie nach vorn rauszuziehen. Unser Megaabschleppseil … kommt zum Einsatz. Der Traktor zieht an, gleichzeitig fährt Detlef los. Die Räder bekommen keinen Gripp und der Traktor dreht in weichen Sand durch. Nichts passiert. Dann versuchen wir es eben nach hinten. Daniel positionierte seinen Traktor um. Josef und seine Männer bringen das Abschleppseil derweil hinten an. Alle sind startklar. Daniel zieht an… klappt nicht. Aber das kleine Stück weiter nach hinten. ermöglicht es, den Schutt und die Bretter noch besser unter die Räder zu legen. Mein armer Mann ist inzwischen selbst schon ganz nass und verschlammt. Alle beschließen gemeinsam, dass Ganze jetzt nochmal von vorne anzugehen. Der Traktor wird wieder nach vorne gefahren. Alle schauen nochmal, ob alles seine richtige Position hat: die Steine, die Bretter und die Sandbleche. Der Versuch muss klappen, sonst kommen wir hier nicht weg!

Alle sind gespannt. Ich positioniere  mich mit der Handykamera an den Rand. Der Traktor zieht an. Detlef fährt los. Ganz langsam. Jetzt bloß keinen Fahrfehler machen. Unsere Dickmadam bewegt sich ganz vorsichtig. Plötzlich gibt es einen Ruck. Sie bekommt Grip und…geschafft. Vor lauter Freude habe ich nicht mehr auf mein Handy geachtet… Stattdessen habe ich wild mit den Händen gefuchtelt und laut Yieppieh und Hurra geschrien. Die finale Szene fehlt daher leider im Film. Egal J Wir sind wieder frei und sehr erleichtert. Die ganze Aktion hat tatsächlich nur eine Stunde gedauert – ohne die Vorarbeiten von Detlef und mir am Morgen.

Strand Boruju
Nachts im Loch
Wieder raus

Josef bat uns, seinem Freund Daniel 30$ für seinen Einsatz zu geben. Das ist doch das mindeste. Auch ohne Hinweis hätten wir Daniel für seinen Einsatz bezahlt. Die Männer verabschiedeten sich von uns (weil, viel helfen konnten sie uns jetzt eh mehr) und fuhren nach Hause um das versprochene Dinner vorzubereiten. Wir sollten nachkommen, sobald wir wieder fahrbereit sind. Für uns es ging dann jetzt an´s wieder Einpacken. Alles Equipment musste gesäubert und wieder wegeräumt werden. Was für eine Sauarbeit diesen Lehm von den Fördermatten und Brettern zu waschen. Irgendwann war es dann doch geschafft und alles hatte wieder seinen Platz. Mit dem geringen Luftdruck auf den Reifen wollten wir von hier erstmal bis an die Hauptstraße fahren, um dort erst den Reifendruck auf den Normalwert anzuheben.

Während Detlef begann den Luftdruck auf den Reifen wieder zu erhöhen, kochte ich uns einen Kaffee. Plötzlich hupte es. Wir ignoriertes es zuerst. Wahrscheinlich ein Trucker auf der Hauptstraße der uns grüßen wollte. Es hupte erneut. Diesmal energischer. Detlef stieg aus und staunte nicht schlecht. Fünf Jeeps und 10 Männer standen vor unserem Auto. Einer der Männer, Júlio, sprach uns in Deutsch an. Wie so viele hier, haben einige deutsche Vorfahren. Meisten die Großeltern. Auswanderer aus den 60er/70er Jahren. Zwei der Männer sprechen Englisch und es kommt sofort zu anregenden Gesprächen. Sie sind für ein langes Wochenende aus Porto Alegre gekommen, um hier an den einsamen Stränden mit ihren Jeeps zu fahren. Sie haben uns für heute Abend zum Grillen eingeladen, da sie morgen wieder zurück nach Porto Alegre müssen. Einer der Suzuki Jeeps hat ein Problem. Wir müssen dankend ablehnen, da wir schon Josef und seinen Freunden für diesen Tag zugesagt haben. Sehr Schade! Aber vielleicht kommen wir nach Porto Alegre und finden dort eine Möglichkeit für ein Wiedersehen.

Es bleibt spannend.

Ich werde berichten

P.S.

Die Aussagen, die wir vor unserer Reise über Brasilien und die Braslilianer gehört haben, können wir zu 100% NICHT bestätigen. Wir haben noch keine(n) Brasilianer:in kenngelernt, die sich geweigert haben mit uns zu sprechen. Ganz im Gegenteil. Der Teil Brasilien, den wir bisher bereist haben, ist mit seinen Menschen ausgesprochen gastfreundlich, entspannt und hilfsbereit. Angefangen von den Zollbeamten bis hin zur Bevölkerung.

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