Log 16

Mit neuen Bremsbelägen nach Porto

Mittlerweile haben wir den 11. Oktober und wir sind seit 10 Wochen unterwegs. Aber diese Reparaturen machen mich fertig. Wir brauchen neue Bremsbeläge und stehen im Nationalpark im Nirgendwo. Ok. Wir haben keine andere Wahl und müssen zurück auf die Nationalstraße. Mit runter gefahrenen Bremsbelägen, na ganz toll! Während ich bei der Abfahrt einen Anstieg meines Blutdruckes registrierte, bleibt Detlef gelassen. Unterwegs treffen wir einen Waldarbeiter. Ihn fragten wir, ob er eine Werkstatt für uns wüsste. „Ja, an der Nationalstraße müsst ihr links abbiegen und der Straße folgen. Da kommt ein kleines Industriegebiet mit Werkstätten.“ Leider war die Werkstatt nicht auf Lkws eingestellt. Pech gehabt. Wir suchten über Google nach geeigneten Werkstätten. In 30 km gab es Monte Truck Service. Das hörte sich doch nicht schlecht an.

Auf dem Werkstatthof angekommen, wurden wir gleich in Empfang genommen. Man stelle einen Angestellten ab, der gleich nach unseren Bremsbelägen schaute. Definitiv brauchen wir hinten neue Bremsbeläge. Vorne ist alles noch gut. Wir wurden umgehend in die Halle gelotst und los gings. Wäre das in Deutschland auch möglich. Ich glaube nicht. Ohne Termin schon gar nicht.

Egal. Uns wurde sofort geholfen. Räder ab, Trommeln runter, Bremsbacken raus. Nachdem Detlef die Bremstrommeln in Augenschein genommen hatte, entscheid er die müssen auch neu. Mittagspause. Wir durften in der Werkstatt verbleiben. In der Zwischenzeit wurden die Ersatzteile geliefert. Langsam trudelten alle Mitarbeiter wieder ein und „weiter ging die wilde Fahrt“. Quatsch. Während die Ersatzteile eingebaut wurden, versorgte man uns mit Kaffee. Es dauerte nicht lange bis wir wieder fahrbereit waren. Ich, als absoluter Laie auf dem Gebiet fand, das die Männer einen supertollen und professionellen Job gemacht habe. Zu fairen Preisen. An dieser Stelle einen grosses Dankeschön an alle Mitarbeiter von Monte Truck Service. Danke für die schnelle und professionelle Hilfe. Ihr seid Klasse.   Muito obrigado!

Auto fertig, jetzt müssen wir irgendwo die Nacht verbringen?!

Ich fand einen Stellplatz am Fluss über Park4Night. Detlef war anfangs skeptisch, denn die Zufahrt sah nicht so einladend aus. Aber am Fluss Rio Lima ließ es sich super die Nacht verbringen. Es war sehr idyllisch (41.134670, -8.670253).

Salamanca muss warten. Der Standort der Werkstatt führte uns in die entgegengesetzte Richtung. Unser neues Ziel: Porto.

Unsere Ankunft in Porto war anfangs etwas „strubbelig“. Der Navigator hatte verpasst eine Abfahrt anzusagen 😯. Nach einigem Hin und Her fanden wir einen grandiosen Stellplatz direkt in Porto. Strand und Meer vor unserer Nase. Die Altstadt mit dem Quad in 10 erreichbar, zu Fuß in 45 Minuten. Also keine Entfernung 😊 (41.134670, -8.670253).

Schon bei der Ankunft war ich in Porto verliebt. Diese vielen kleinen bunten Häuser, terrassenförmig angelegt. „Ganz goldig“, würde jetzt eine gute Freundin von mir sagen. Nachdem wir „angekommen“ waren, gingen wir die Strandpromenade Richtung Fischerviertel entlang bis zur Marina. Das Fischerviertel ist ein echtes Kuriosum und hat sich seit jener Zeit nicht viel verändert. Es gibt viele kleine Läden, Restaurants und Bäckereien. Durch Zufall schlenderten wir an einem kleinen Friseur vorbei. Diese Gelegenheit ließ Detlef sich nicht nehmen um sich rasieren zu lassen. Es war auch höchste Zeit. Ein Raum von höchstens 15 qm und ein älterer Mann, geschätzte 70 Jahre, bat uns einzutreten. Detlef nahm auf einem alten Frisierstuhl platz. Ach dem sich Detlef und der Friseur verständigt hatten, begann er mit der Schere die Konturen festzulegen. Immer einen Blick auf seinen Kunden um ein zustimmendes Nicken zu bekommen. Jetzt wird der Rasierschaum mit dem Pinsel angerührt, eine neue Klinge eingelegt. Mit sicherer Hand führt er die Rasierklinge über das Gesicht. Alle Utensilien wirken etwas antiquiert, sind aber voll funktionstüchtig. Viele davon kenne ich aus dem Geschäft meiner Eltern. Mein Großvater hat auch noch alte Männer über einen Löffel rasiert. Daher auch das Sprichwort „über den Löffel barbiert“. Aber ich schweife mal wieder ab….  Wo war ich? Ach ja, das Gesicht meines Gatten war glatt wie ein Kinderpopo. Ein ganz anderer Mann. Als es an’s Bezahlen ging, sagte der Friseur: “ Cinco Euro“. Ich dachte erst ich hatte mich verhört. Fünf Euro.?! Wir bezahlten mit einem großzügigen Trinkgeld. Frisch rasiert und stadtfein gingen wir weiter Richtung Marina.

Auf dem Weg entdeckten wir ein Waschhaus. So etwas habe ich noch nie gesehen. Vor dem Waschhaus hingen lauter Kleidungsstücke zum Trocknen. Vom Slip bis zum Teppich. So sind wir erst darauf aufmerksam geworden. Ich dachte zuerst, daß soll Kunst sein 😄😄. Das Waschhaus gab dann den Aufschluss. Drinnen waren große Waschbecken aus Stein mit geriffelten Rändern zum schrubben. Wie meine Oma damals, brauchte man keine Bürste zur Fleckentfernung. Aus ökologischer Sicht großartig, aus körperlicher Sicht…. Nein danke!

Wir gingen die Promenade, die übrigens bis nach Porto reinführt, weiter. Irgendwann drehten wir um, wir wollten den Abend noch im alten Fischerviertel essen gehen. Den Tipp, für das Restaurant, bekamen wir von einem in Deutschland lebenden Portugiesen, der hierbei seiner Familie Urlaub macht. Wir kamen auf dem Stellplatz ins Gespräch. Wir aßen sehr gut und landestypisch zu einem sehr adäquaten Preis.

Der nächste Tag. Heute stehen u. a. die berühmte Buchhandlung Livraria Lello und natürlich die Brücke Ponte Dom Luis I. Zuerst sind wir mit dem Quad über die Brücke Dom Luis gefahren. Ein interessantes Bauwerk. Sie ist eine Fachwerkbogenbücke und eine von 6 Brücken über den Douro. Sie verbindet den alten Stadteil Ribeira mit dem neuen Stadtteil Vila Nova de Gaia. Gebaut wurde sie von 1881- 1886 und ist die zweitälteste Brücke über den Douro. Die Brücke wurde nicht von Gustav Eifel sondern von der Société Willebroeck unter Théophile Seyrig konstruiert und gebaut. Er entwarf unter anderem auch die Ponte Maria Pia 1877, die dann von Gustav Eifel ausgeführt wurde. 

Ein Parkplatz in der Altstadt war schnell gefunden. Weiter ging es dann zu Fuss. Zuerst die Buchhandlung Livraria Lello. Ich war sehr gespannt und hatte große Erwartungen. Dort angekommen erwartete uns als erstes eine Schlange von Touristen. Ein Eintrittsgeld von 5 Euro wurde verlangt. Wir hangelten uns also durch die Homepage der Buchhandlung um zwei Online-Tickets zu buchen. Zahlungen an der Tür scheinen schon länger nicht mehr möglich zu sein. Drinnen erwartete uns ein wunderschöner Anblick. Eine alte Buchhandlung mit wunderschönen geschnitzten Säulen, Bücher mit Goldschnitt und Minibüsten von den Schriftstellern, deren Bücher es zu kaufen gab. Die bekannte rote Treppe, die auf jedem Internetbild zu sehen ist, war viel kleiner als ich es mir vorgestellt hatte, sowie die ganze Buchhandlung viel kleiner war als meine Vorstellung. Ich war im Bücherhimmel. So viele schöne Bucheinbände, Klassiker im neuen Gewand (z.B. Der kleine Prinz), eine Augenweide. Wir hatten Glück und es war noch nicht zu voll.

Unweit der Bücherei gibt es eine Kirche, die wir besichtigt haben. Igreja dos Carmelitas. Mit drei Euro waren wir dabei, pro Person versteht sich. Das 1750 fertig gestellte Gotteshaus fand ich gruselig. Noch nie habe ich sowas gesehen. Ein völlig blutverschmierter Jesus lag in einem gläsernen Sarg wie Schneewittchen und war gar nicht schön ansehen. Ein anderer Jesus am Kreuz war ebenfalls, für mein Empfinden, kein schöner Anblick. Ich bin nicht bewandert genug, um zu beurteilen, ob die Carmeliter einer anderer Auffassung oder Ansicht sind, als andere religiöse Gruppen. Ich finde Kirchen, Klöster oder Basilikas immer mehr oder weniger imposant, aber das hier fand ich echt gruselig. Kann man in Porto definitiv überspringen.

Weiter ging es zu Fuss zum Mercado Ferreira Borges. Früher eine Markthalle, Heute ein Restaurant. Es besteht aus einem Eisen- und Glasbauwerk aus dem 19ten Jahrhundert. Das macht es so besonders. Langsam machten wir uns auf den Rückweg und kamen noch an einer Eisdiele vorbei. Das musste jetzt noch sein. Es gab ungewöhnlich Sorten wie Acerola, eine Sorte mit typisch spanischen Keksen und eine Sorte mit Gin.

Zurück am Stellplatz verbrachten wir den Rest des Tages am Strand in der Sonne.

Ein weiterer Sightseeing-Tag in Porto. Es sollte u. a. zum Bahnhof São Bento Station gehen, der ebenfalls durch seine beeindruckende Stahlkonstruktion und die übergroßen Wandbilder aus blauen Fliesen berühmt ist. Erste Züge fuhren schon 1896. Wir sahen die berühmte alte Straßenbahn an uns vorbei fuhren als wir uns auf den Weg zur berühmten Markthalle machten. Dort angekommen, war die Enttäuschung groß. Wegen Um-, bzw. Renovierungsarbeiten geschlossen. Wie schade ☹.

In Porto kann man sicherlich gut eine Woche verbringen und man hat immer noch nicht alles gesehen. Eine Kathedrale hatten wir allerdings heute noch auf unserer Liste. Die Kathedrale von Porto. In der Frontansicht ähnelt sie etwas Notre Dame. Sie ist die Hauptkirche und die Bischhofskirche des Bistums Porto. Sie liegt auf einem Hügel und ist seit 1996 UNESCO Weltkulturerbe. Baubeginn war 1110. Der Kreuzgang, im gothischen Stiel, wurde im 14.Jhdt errichtet. Im 17. Jhdt. wurde der Chor durch einen Neubau ersetz und im 18. Jhdt. wurde der Kreuzgang dann mit den blau-weißen Fliesen dekoriert.

Zurück am Stellplatz entschieden wir morgen weiter zu fahren.

Es bleibt spannend…

Ich werde berichten.

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