Yukon

1994

Mit dem Kanu von Whitehorse nach Dawson City.

 Als Kind hatte ich Jack Londons »Wolfsblut« gelesen und immer davon geträumt, einmal den Yukon zu befahren. 1994 ist dann aus dem Traum ein Plan geworden. Im Juni sind wir nach Kanada gereist, um das Abenteuer wahr werden zu lassen. Von Vancouver ging es mit »BC-Rail« über die Rocky Mountains nach Prince George, hier mussten wir den Zug wechseln um nach Prince Rupert zu gelangen. In Prince Rupert wartete unsere Fähre, um uns über die »Inside Passage« nach Skagway zu bringen. Skagway ist der Endpunkt der »Alaska Inside Passage« sowie der »White Pass Yukon Railway« nach Whitehorse. Skagway war für die Goldgräber beim großen Klondike-Goldrausch im Jahre 1898 ein wichtiger Stützpunkt und Ausgangspunkt für die Routen über den White Pass und den Chilkoot Pass. 3500 Arbeiter bauten unter unwirklichen Bedingungen von 1898 bis 1900 die 177 km lange Strecke von Skagway nach Carcross. Für die ersten 32 Kilometer von Skagway bis zum White Pass der Grenze Kanadas mussten 873 Höhenmeter überwunden sowie zahlreiche Talbrücken und Tunnel gebaut werden. Heute geht die Strecke bis nach Whitehorse. In Whitehorse hatten wir einen Tag Aufenthalt, hier befand sich auch unser Outfitter. Der Tag war ausgefüllt mit Proviantfassen und dem Einholen von Informationen über die Befahrbarkeit des Flusses, denn eine Woche zuvor waren noch Teile des Yukons zugefroren. Am folgenden Tag brachte uns unser Outfitter mit Kanu und Proviant zur Einsatzstelle am Teslin River. Jetzt lagen ca. 850 Flusskilometer bis nach Dawson City vor uns. Die 850 km mussten wir in 2 ½ Wochen absolvieren, da unser Rückflug in drei Wochen feststand. 1994 gab es auf der Strecke nur einen Kontaktpunkt zur Außenwelt, der lag auf halber Strecke bei Carmacks. Carmacks erreichten wir nach 6 Tagen und lagen somit gut in der Zeit. Vor uns lagen noch die Five Finger Rapids (Stromschnellen), über die es viele Geschichten zu gekenterten Kanus gab. Da der Yukon im Frühsommer viel Wasser führt kann die Fließgeschwindigkeit bis zu 8 m pro Sekunde erreichen. Der Fluss ist in Teilen sehr breit, sodass ein Erreichen des Ufers fast unmöglich ist, dazu kommt eine Wassertemperatur von 8 °C. Um bei einem Kentermanöver nicht die komplette Ausrüstung und das Boot zu verlieren, haben wir uns am Boot angeseilt und die Ausrüstung ebenfalls am Boot verzurrt. Vor der Passage der Rapids haben wir uns die Stromschnellen von oben angesehen um das optimale Gate für die Durchquerung ausfindig zu machen. Leider waren wir auf der rechten Seite an Land gegangen und mussten feststellen, dass die beste Durchquerung auf der linken Flussseite lag. Ein Seitenwechsel war aber nicht möglich, also mussten wir durch das rechte Gate. Unterwegs gab es so einige Herausforderungen, ich möchte hier nur eine erwähnen. Nach der Durchquerung der Rapids gab es keine Möglichkeit, einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden, entweder ein Steilufer oder eine Sumpflandschaft. Das führte dazu, dass wir 23 Stunden durchpaddeln mussten. Nach 23 Stunden waren unsere Kräfte aufgezehrt und wir mussten unbedingt einen Übernachtungsplatz finden. Dazu mussten wir die Flussseite wechseln und trieben weit von dem angepeilten Landeplatz ab. Um den Platz zu erreichen, mussten wir ca. 1 km wieder stromaufwärts. Am Stewart River gab es damals eine Versorgungsstation, die noch aus der »Goldrauschzeit« stammte und bis 1994 bewirtschaftet wurde. Heute ist sie nicht mehr vorhanden, da der Yukon Teile des Areals weggespült hat. Nach 15 Tagen und 800 km haben wir am 26.06 1994 Dawson City erreicht.

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