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Potosí, die Silbermienenstadt. Potosí liegt zwischen 3976 m und 4070 Höhe über N.N. auf der Hochebene des Altiplano, in einer kargen, steppenhaften Gegend. Die Einfahrt in die Stadt führt durch ein Stadttor. Auch hier empfängt uns die Stadt wieder mit dem gleichen Farbton, wie fast überall in Bolivien – ein braun-umbra Ton. Das liegt daran, dass die Erde hier in Südamerika einen Rotton hat. Dieser Ton umschlingt die ganze Erde um den gleichen Breitengrad (Bolivien-Namibia-Australien).

 Geologische Auffälligkeit ?!

Kurz zur Geschicht

von Potosí:

Schon die Inka förderten hier Silber am Cerro Rico, dem Wahrzeichen von Potosí.

Quelle Wikipedia

Potosi 1715
Dominio público, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=326140
Potosi
Potosi

Später zur Zeit der spanischen Kolonisation (ca. um 1553) erreichte Potosí seine Blütezeit. Die spanischen Kolonisatoren holten riesige Mengen aus den Mienen, verschifften sie in die ganze Welt und machten Spanien somit reich. Ähnlich dem Alkaska-Golrausch  wanderten ungeheure Menschenmassen in die unwirtliche Hochgebirgssteppe um den Cerro Rico. Die indigenen Zwangsarbeiter, die vielfach nicht aus dem Hochgebirge stammten, kamen zu Tausenden in den Minen zu Tode. Sie wurden trotz der dünnen Luft des Hochgebirges zu Höchstleistungen unter riskanten Bedingungen angetrieben.

1611 war Potosí mit 150.000 Einwohnern zu einer der größten Städte der Welt aufgestiegen, wobei ca. 13.500 Menschen unter Tage Silber förderten. Potosí war jahrhundertelang ein Synonym für Reichtum. Im Spanischen gibt es immer Nach 1800 erschöpfte sich das Silber allmählich, stattdessen wurde Zinn das Hauptprodukt. Dies führte zu einem langsamen wirtschaftlichen Niedergang, der so gut wie das ganze Land erfasste. Doch noch heute schürfen die mineros, die Bergleute, unter haarsträubenden Sicherheits- und Umweltbedingungen Silber und Zinn in Genossenschaften noch die Redensart vale un Potosí für: „Es ist ein Vermögen wert“

Potosí selbst hat nicht viel zu bieten. Man kann hier aber eine Mienentour buchen und sich über die heutigen Bedingungen einen Eindruck verschaffen. Wir hatten nach reiflicher Überlegung eine Tour gebucht.

Um 9:oo Uhr wurden von einem kleinen Minibus! von unserem Stellplatz, einem großen Busparkplatz, abgeholt. Mit dieser „Klapperkiste“ fuhren wir zur Touristenagentur. Vier weitere Touristen (2 Belgier und ein brasilianischen Pärchen) und unser Guide Evelyn stiegen hinzu. Es wurde eng im Auto. Nach weiteren 10 Minuten erreichten wir einen kleinen Bergarbeitershop. Hier kauften wir mit Evelyn zusammen kleine Geschenke für die Mienenarbeiter. Wir hatten die Wahl: Zigaretten, Cocablätter, einem stark alkoholischen Getränk aus 90%igem Ethanol (das ganze wird auf knapp 60%  mit Fanta herunter verdünnt und nennt sich bolivianischer Whisky), oder einer Stange Dynamit. Mit unserem Mitbringsel ging es dann zu n Fuß weiter, zu einer Art Umkleide. Wir alle bekamen eine Art Regenjacken und –hosen ausgeteilt. Gummistiefel und Helm mit Kopflampe gab es auch noch. Wieder in das Auto und weiter zum Mieneneingang. Wir alle waren sehr aufgeregt, was uns jetzt erwarten würde?

Potosi Mine
Potosi Mine
Potosi Mine
Potosi Mine
Potosi Einkauf Mine
Potosi Einkauf Mine
Potosi Mine
Potosi Mine

Von Evelyn gab es noch einige Instruktionen und dann ging es in die Miene. Es war stickig, dunkel und matschig. Alle waren aus Atem. Wir waren auf 4400 Meter unter Tage (allein das ist schon paradox). Im Gänsemarsch (alle hintereinander) ging es weiter und weiter in die Miene. Teilweise gingen wir in gebückter Haltung. Die Gänge waren notdürftig abgestützt und die Schienen für die Loren schon ziemlich ausgebeult und schwer gängig. Evelyn erzählte etwas über die Geschichte von Potosí und den „miners“.Mich überkam mehr und mehr ein beklemmendes Gefühl. Die Luftnot und das Gefühl tief im Berg zu sein. Machte mir zu schaffen (Detlef allerdings auch, wie er mir hinterher gestand). Ich wäre am liebsten umgedreht. Hin und wieder machten wir in kleinen Höhlen, rechts oder links neben der eigentlichen Mienengänge Pause und sprachen mit den Mienenarbeitern. Hier übergaben wir dann auch unsere Geschenke.

Die Gänge wurden schmaler, es wurde wärmer und enger. Ein bedrückendes Gefühl. Jetzt mussten wir noch zwei schwierige Passagen hinter uns bringen. Der nächste Hohlraum und somit wieder eine kleine Verschnaufpause. Am „TIO“  Die „Miners“ legen hier Opfergaben für Pachamama dar: für eine gute Ausbeute, eine sichere Rückkehr zu den Familien und so weiter. Die letzte schwierige Passage stand bevor. Wir mussten einen tiefen Durchgang erkrabbeln. Auf allen Vieren ging es nach und nach für uns alle hindurch. Ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffe.

Es war ein beklemmendes Gefühl. Stellt euch vor, der Mienenstaub, Luftnot bei 4400 Meter, das Ganze in einem Berg. Trotz der Grubenlampe sieht man nicht viel, zu viel Staub in der Luft. Bloß nicht den Anschluss verlieren. Eine Beklommenheit überfällt mich. Hoffentlich haben wir es bald geschafft.

Inzwischen sind wir einen Kilometer tief im Berg und sind 1,5 km weit gegangen. Noch 500 Meter und wir sind am Ausgang. Doch diese Strecke zieht sich ungemein. Hinter jeden kleinen Biegung denke ich: Jetzt, jetzt kann ich das Licht am Ende des Tunnels sehen. Pustekuchen!! Noch eine Biegung!“

Jetzt aber endlich. Eine Lore mit Mienenarbeitern  muss noch an uns vorbei, dann sind wir draußen.

Was für ein Gefühl! „Frische Luft!“ Eigentlich ist die staubige Luft von Potosí im Gegensatz zur Mienenluft gar nicht mehr sooo schlimm.

Froh und glücklich es geschafft zu haben, fahren wir noch bis zur Agency. Von dort nehmen wir uns ein Taxi bis zu unserem LKW.

 

Im Dezember 2015 wurde das letzte Aktive Bergwerk in Bottrop geschlossen. Selbst unsere Bergleute haben die letzten Jahre unter besseren Bedingungen gearbeitet als diese Miners in Potosí. Ein Knochenjob, der meine Hochachtung hat.

 

Es bleibt spannend.

Ich werde berichten…

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