Warten auf Ersatzteile und neue Freunde

Log 9

warten auf Ersatzteile

01.09. Mittwoch

Gestern haben wir wieder vergeblich auf die Ersatzteile gewartet. Eigentlich wollten wir schon längst an der Atlantikküste sein. Jetzt müssen wir unseren Plan umstellen.
Heute um 12 Uhr telefonieren wir erneut mit Paulino. Es muss eine andere Lösung her. Er wollte seine Kollegen in Barcelona kontaktieren um vor Ort zu erfragen, was da los ist. So langsam nagt es auch etwas an unserer Substanz. Die Menschen, die uns helfen wollen, sind bestürzt darüber was hier passiert und dass es so lange dauert. Sie entschuldigen sich, obwohl es nicht ihre Schuld ist.  Eine Woche wäre schon eine lange Zeit, selbst für spanische Verhältnisse, aber fast 2 Wochen – das ist selbst den Spaniern zu lang. Versuche unsererseits in Deutschland Blattfedern zu bekommen scheiterten am Transport nach Spanien. Hier in Spanien scheiterte es an der Sprachbarriere.  Eine Option hätten wir vielleicht noch. Aber zuerst warten wir heute noch das Telefonat mit der Werkstatt und Paulino ab.
17:00 Uhr
Sehr, sehr gute Neuigkeiten. Heute gegen Abend sollen sie Federn in der Werkstatt sein und könnten dann am Donnerstagmorgen eingebaut werden. Wie Ihr Euch denken könnt, sind wir skeptisch.

02.09. Donnerstag

Donnerstagmorgen! Um 10 Uhr verstauen wir alle unsere Sachen im LKW und machen uns auf in die Werkstatt. Carmen (wir duzen uns alle inzwischen 😊) ist ganz aufgeregt und freut sich wie Bolle. Sie nimmt mich an die Hand und zeigt mir die Blattfedern. Ich halte die Luft an und mir entgleiten etwas die Gesichtszüge. „Nur eine?“ frage ich. „Si!“
Was für ein Desaster. Nach all der langen Warterei, nun das. Wir telefonieren mit Paulino.
Er teilte uns mit, dass die Palette mit den Blattfedern einen Transportschaden hatte und es sei nur noch eine Feder auf der Palette. So eine Kacke!

Nach unendlich vielen Telefonaten war es Remus gelungen eine zweite Feder per Express zu bestellen. Da Remus seine Werkstatt noch voller Kundenaufträge hatte, konnte wir erst nach der Siesta in die Werkstatt. OK!

Bis dahin vertrieben wir uns die Zeit mit einkaufen und aufräumen. Gegen 13:30 Uhr, kurz vor Beginn der Mittagspause, brachte uns Carmen 2 kalte alkoholfreie Biere, eine Pizza und klassische spanische Patatas. Wir waren überwältigt von so viel Gastfreundschaft. Ich finde dafür einfach keine Worte. Wir haben auf unseren Reisen schon viel erlebt, aber das toppt so einiges. Später hat Carmen mir erzählt, dass sie sich dafür schämt, keine gute Arbeit abzuliefern. Sie sind stets bemüht für ihre Kunden das Beste zu geben und jetzt sowas. Vor allem weil sie weiß, dass wir reisen wollen und jetzt ihretwegen hier festsitzen. Sie ist mir in die Arme gefallen und fing an zu weinen. Logisch bekam ich auch Pippi in die Augen. Sie war dankbar, dass wir nicht böse waren. Warum auch?! Wir trösteten sie. Keiner hat Schuld an der Sache, eine Verkettung unglücklicher Umstände. Das ist alles! Auch Paulino gaben wir zu verstehen, dass er keine Schuld daran trägt. Alle haben zu jeder Zeit ihr Bestes gegeben. Mehr können wir wirklich nicht erwarten.

16:00 Uhr

Wir fuhren unseren LKW in die Werkstatt. Ich kann´s nicht glauben. Es geht tatsächlich los! Die erste Feder wird getauscht. Hurra!!!
Nach zwei Wochen ein Stepp vorwärts. Es war eine mächtige Quälerei.
Nach 4 ½ Stunden, mit viel hämmern und Muskelkraft war die erste Feder getauscht. Puuh, geschafft!‘
Glücklich und zufrieden räumten wir die Werkstatt mit auf und bekamen noch Frischwasser für unsere leeren Tanks. Aus dem Fluss konnten wir diesmal kein Wasser ziehen, da es zuvor geregnet hatte und der Fluss voller Sedimente war.

Remus meinte: „Kommt, lasst uns noch eine Kleinigkeit zusammen zu Abend essen!“ Es gibt hinter der Werkstatt eine kleine Sitzgelegenheit und wir hatten einen sehr gemütlichen Abend mit spanischem Bier, Käse, Pastete, Oliven und Carmens berühmt berüchtigten ROSA TOMATES aus dem eigenen Garten. Es wurde spät und die beiden mussten am nächsten Tag wieder arbeiten, also verabschiedeten wir uns, nicht ohne eine Gegeneinladung auszusprechen. Wir wollten am Samstagabend zusammen essen gehen. Nach einem herzlichen Dankeschön und einer innigen Umarmung fuhren wir auf unseren Stellplatz

Ersatzteile und Freunde

Ersatzteile und Freunde

Freitag, 03.09.

Dieser Freitag war ein lazy Friday. Stellt Euch vor, heute gibt es nichts zu berichten. 😊Wir verbrachten den Tag, mit angeln, lesen und Siesta halten.  Gestern bekamen wir von Carmen noch den Tipp, dass in der historischen Altstadt eine Ausstellung lokaler Anbieter ist. Wir beschlossen am Samstagvormittag hinzufahren.

Samstag, 04.09.
Nach einem ausgedehnten Frühstück, packten wir unsere Kamera und ein paar Getränke ein und machten uns mit dem Quad auf den Weg in die historische Altstadt. Laut dem Programm sollte ab 11 Uhr eine Ausstellung mit Handwerkskunst stattfinden.  Zu meiner Verwunderung, war das nicht so. Statt der Handwerkskunst wurden Lebensmittel aus eigner Herstellung in Hülle und Fülle angeboten. Leider gab es auch einen Nutztiermarkt (das ist ja gar nicht meins) ☹ Wir schlenderten durch die Zelte und kauften Käse, Schinken, Honig und Olivenöl. Wenn Ihr unsere Einkaufstasche hätten riechen können. Zum Niederknien!!

Ungefähr zwei Stunden später verließen wir die Messe. Ach ja, es wurden keine Eintrittsgelder verlangt. In Deutschland undenkbar, stimmt´s?

Wir überlegten, was wir mit dem angebrochenen Tag machen sollten und beschlossen mit dem Quad nach dem sagenumwobenen Turm im See zu suchen. Nur die Spitze des Turmes soll oben herausschauen. Der restliche Teil vom Turm und der Rest einer einstmaligen Stadt, soll sich in dem See befinden. Die ungefähre Richtung war uns bekannt, also fuhren auf der Straße erst einmal Richtung Morillo de Tou und weiter bis Mediano.
Auf der Höhe von Mediano (42.1552910, 0.2331872) zeigte sich plötzlich der Turm in der Ferne. Wie jetzt aber dort hinkommen? Nach ein wenig Sucherei fanden wir eine Schotterpisten.  Allerdings ging es auch mal quer feldein. Nach gefühlten 45 Minuten erreichten wir den Turm. Er stand aber, entgegen aller Behauptungen, nicht im Wasser, sondern wir konnten ihn sogar anfassen und um ihn herum gehen. Uns bot sich eine bizarre Landschaft dar. Nicht von dieser Welt könnte man meinen.

Zurück am Stellplatz chattete ich mit Zaida und erzählte ihr, dass wir den Turm gefunden hätten. Ich schickte ihr ein Bild. „Es ist ein Wunder, dass ihr den Turm anfassen konntet. In all den Jahren, habe ich das noch nie erlebt. Der Turm war immer, bis auf den oberen Teil, im Wasser. Dass ist so wunderbar. Die Pyrenäen versuchen euch die Magie und den Zauber den sie haben zu zeigen.“

Sie schrieb mir noch, dass dort früher Zeremonien abgehalten wurden. Man hat versucht Stürme zu besänftigen und sie dem Nachbardorf zu schicken (sehr freundlich, haha). Auch Exorzismusrituale sollten dort stattgefunden haben.

Jetzt war es an der Zeit, sich für den Abend aufzuhübschen. Um 19:00 Uhr waren wir vor der Werkstatt verabredet. Wir waren pünktlich. Carmen und Remus waren noch nicht da. Wir setzten uns auf die Bank vor der Werkstatt und warteten. Es wurde 19:15 h, 19:30 h und auch 19:45 h. Keiner kam, ums uns wie vereinbart abzuholen. Ich hatte Zweifel, ob ich alles richtig verstanden hatte. Oder war unser Termin Morgen? Wir warteten noch bis kurz nach 20 h dann machten wir uns auf Rückweg. Detlef drehte sich noch einmal um und sah, wie ein Auto an der Werkstatt hielt. Er ging nochmal ein Stück zurück. Remus stieg aus und winkte uns ganz aufgeregt heran.
Er erklärte uns die Verspätung. Beide, Carmen und Remus, hatten zu lange in der Werkstatt gearbeitet. Um 14 h sollte Feierabend sein. Carmen hatte mit ihrem Mann geschimpft als es schon 17 h war. Sie war hundemüde und wollte sich vor unserem Treffen noch etwas ausruhen. Dabei ist es passiert. Beide haben im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit verpennt. Carmen war es so unangenehm, dass sie auch auf meine SMS nicht geantwortet hat. Ich kann mir die Diskussion zwischen den beiden gut vorstellen. Letztendlich hat Remus sich wohl entschieden, zu schauen, ob wir überhaupt noch da sind. Kurzer Hand nahm er uns mit nach Hause, wo eine sich aufhübschende, aber traurige und beschämte Carmen auf uns wartete. „Das macht doch nichts, das kann doch jedem Mal passieren. Schließlich werden wir alle nicht jünger! Hauptsache ist doch, dass wir essen gehen können. Wir freuen uns schon sehr auf typisch spanische Tapas!“

Wir fuhren in die historische Altstadt, die oberhalb der Stadt liegt. Wie schon am Vormittag, gingen wir über die Ausstellung und durch den historischen Torbogen in die Altstadt. Alles war wunderschön beleuchtet und wir nahmen vor dem Restaurante Callizo Platz. Carmen bestellt beim Kellner eine Auswahl von Tapas. Sie kannte den Kellner, klaro! Die Tapas waren Weltklasse und ganz anders als in Deutschland. Es gab z. B. Cannelloni gefüllt mit Kalbsfleisch, geschmorte Zwiebeln auf Baguette mit Wachtelei, handgemachte Moslitos und warme Canapés mit warmen gedünsteten Fisch. Das war schon Haute Cuisine. Während des Gespräches erfuhren wir dann, dass das Restaurant einen frischen Michelinstern bekommen hat, in 2021. Das hat man auch geschmeckt. Es war wieder ein wunderschöner Abend in entspannter und illuminierter Atmosphäre. Unsere Kommunikation klappte ausgezeichnet dank DeepL.Translate und Google Translator. Im weiteren Verlauf des Gespräches erzählten wir, dass wir immer einen kleinen Helikopter über den Fluss fliegen sahen. Carmen erzählte uns, dass sei ein guter Freund von ihr. „Wenn ihr Interesse habt, kann ich etwas für Euch organisieren.“

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